Anlässlich der Europameisterschaften 2008 in St. Petersburg wurde Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig unter anderem zur Einhaltung des Frischklebeverbots befragt. Hierzu war in Ausgabe 11/08 der Zeitschrift Tischtennis zu lesen, dass es im Kontrollverfahren zum Frischklebeverbot große Schwierigkeiten gegeben habe. So könne das von der ITTF anerkannte enez-Testgerät nur Frischkleber nachweisen. Das Tuning der Beläge wurde zwar beobachtet. Eine wirkungsvolle Kontrolle gebe es jedoch nicht. Bei den Europameisterschaften konnte lediglich die Schwammstärke als Indiz für eine Manipulation herangezogen werden.
Aus Sicht von Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig gehört es jedoch zum Fairplay, dass nicht manipuliert werde. Gerade das Kontrollverfahren und die Konsequenzen der Manipulation müssten verschärft werden. Er bezweifelte jedoch, dass trotz Weiterentwicklung der Prüfgeräte ein wirkungsvolles Verfahren erreicht werden kann.
Schimmelpfennig unterbreitete den Vorschlag, dass Beläge nach dem letzten Einsatz untersucht werden könnten. In einem Labor solle der Belag dann mit unbehandelten Belägen verglichen werden. Bei einem positiven Test müssten dann empfindliche Geldstrafen und Sperren folgen sowie die Siegerlisten bereinigt werden.
Diese für den Spitzensport sicherlich praktikable Lösung hat jedoch noch Lücken, die weiter bedacht werden sollten. Denn warum soll der Belag nur nach dem letzten Einsatz kontrolliert werden? Da kommen doch die Sportler auf die Idee, dass bis zum Finale getunt werden kann, ohne dass einem etwas passiert! Und was ist, wenn ein Spieler in mehreren Konkurrenzen antritt. Werden dann Timo Boll & Co nach dem Gewinn des Mannschaftsgoldes die Beläge genommen, so dass man sich dann mit neuem Material anfreunden muss? Dies würde doch auch zu ungleichen Verhältnissen führen. Um die Überlegungen des Sportdirektors weiterzuführen, wird man sich da wohl eher eine Kennzeichnungsmöglichkeit von Belägen überlegen müssen (z.B. Stempel, Verfärbung des Belags in Nähe des Griffs, etc.), so dass ein Spieler das Turnier „sauber“ zu Ende spielen kann.
Das Material-Komitee der ITTF überlegt aktuell den Griff zum Ersatzschläger zu untersagen. So könnte der Test nach dem Spiel erfolgen. Wird der Schläger positiv getestet, so gibt es keine zweite Chance und das Spiel wurde verloren. Doch hat die ITTF an die Außenwirkung gedacht? Was ist von einer Sportart zu halten, bei der der Sieger des Spiels nach dem letzten Ballwechsel durch ein Prüfverfahren ermittelt wird? Sicherlich steigert dies die mediale Spannung. Doch wollen wir unseren Sport wirklich so präsentieren?
Bei den ganzen Überlegungen kommt jedoch der Breitensport zu kurz! Denn auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene dürfte es kaum durchsetzbar sein, dass Beläge zur Kontrolle an ein Labor geschickt werden. Die Belagindustrie würde sich darüber sicherlich freuen. Doch mit diesem Schritt würden unserem Sport kaum mehr Sportler für einen geregelten Sportbetrieb übrig bleiben.