Immer wieder kommen Besucher dieser Webseite mit dem Suchbegriff Frischkleber kaufen auf diese Webseite. Grund hierfür dürfte wohl sein, dass zum Frischklebeverbot einige Artikel erstellt wurden:
- Umsetzung des Verbots von Tunern und Boostern sowie des Frischklebeverbots (Kleberegelung) durch ITTF und DTTB
- Frischklebeverbot – Manipulationen zur neuen Saison?
- Frischklebeverbot – Betrachtungen von Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig
- Frischklebeverbot – Messgerät für die Belagstärke
- Materialkontrolle bei der Tischtennis-WM 2009 in Yokohama
Dieses Verbot wurde von den Tischtennishändlern in der Regel zeitnah umgesetzt. Restbestände wurden gegen Ende der damaligen Saison meist nur mit Hinweis auf die neuen Tischtennisregeln und die Fristen der Regelumstellung verkauft. Die Belaghersteller haben intensiv nach Möglichkeiten gesucht, um mit schnelleren Schwämmen und Belägen das Spiel wieder schneller zu machen. Dabei wurden diverse Neuentwicklungen mit eingebauten Frischklebeeffekt von den Händlern vorgestellt. Und schaut man sich die Belagtabellen der Tischtenniskataloge an, so hat sich in Sachen Tempo einiges getan! Vermutlich dürften die Tischtennishändler nun in der Menge etwas weniger Umsatz machen, da man ja z.B. seinen Tensorbelag nicht so oft wie seinen Frischklebebelag austauschen muss. Doch direkt nach der Umsetzung des Frischklebeverbots haben viele Spieler sehr viel Geld ausgegeben, um den für sie richtigen Nachfolgebelag zu finden.
Doch stöbert man etwas in einem einschlägigen Tischtennisforum, so stolpert man über folgende Forenbeiträge:
- Mit Frischkleber eindecken
- frischkleber selber herstellen
- Belag Tuning mit reinem Paraffin bzw. Grillanzünder (mit über 70.900 Hits!)
- Mandelöl auf dem Belag (mit über 4.500 Hits!)
Trägt man bei Google den Begriff Frischklebe ein, so bekommt man an oberster Stelle gleich den Begriff Frischkleber kaufen angeboten. An Position drei kommt dann schon der Begriff Frischleber. Diese Begriffe würden dort nicht auftauchen, wenn sich niemand dafür interessieren würde. Also scheint es immer noch eine hohe Dunkelziffer an Spielern zu geben, die weiterhin Frischkleben. Und solange die Gefahr erwischt zu werden relativ gering ist und man im Bedarfsfall noch ohne weitere Sanktionen einen Ersatzschläger nehmen kann, wird dies wohl auch weiterhin praktiziert.
Sieht man sich die Google-Ergebnisse mit dem Begriff Frischkleber kaufen näher an, so springen einen die Shopping-Ergebnisse geradezu ins Auge. Sucht man nun in der Google-Produktsuche der Begriff Frischleber so werden einem Leser Produkte wie Imperial Spinny, Vulcan Champion Repeat, Amsir Titan Tuner Perfect 30, TSP Victoria-Klebstoff, TAP Belagkleber sowie ein TSP Tuningset zum Kauf angeboten. Schon fast lustig (wenn es nicht ernst wäre) ist der Verkaufshinweis zum TAP Belagkleber:
„ACHTUNG: Dieser Kleber darf ausschließlich als Montagekleber verwendet werden. Aufgrund der enthaltenen Lösungsmittel empfehlen wir das Kleben nur in einem ausreichend gelüfteten Raum oder im Freien. Nach Montage sollte der Schläger für mindestens zwei – drei Tage auslüften, damit es bei einem Test auf Lösungsmittel im Wettkampf nicht zu Disqualifikation kommt.“
Sind dies alles nur Restbestände? Haben sich da einige Händler groß ein gedeckt, um nach dem Frischklebeverbot ein dickes Geschäft zu machen? So flatterte mir kürzlich ein Flyer eines Tischtennis-Spezialversandes ins Haus, bei dem mit dem Imperial Spinny Top Frischkleber sowie Imperial Belagkleber (siehe Bild) zwei VOC-haltige Kleber beworben wurden. Besucht man die Webseite dieses Händlers, so werden beide Kleber noch ganz normal im Sortiment angeboten. Während die 250 ml Pinseldose des Imperial Belagkleber im Flyer für 7,90 € angeboten wird, so konnte ich diese heute im Internetangebot des Händlers mit 3,00 € finden. Mit Schnäppchen anlocken sieht doch wohl anders aus 😉 . Und der Spinny Top war gar nur über die Suche dieser Webseite zu finden, ist aber ganz normal zu beziehen.
Aber auch bei ebay und Yatego sind Frischkleber noch weiterhin zu erhalten. Dies scheint dort auch weiterhin für Umsatz zu sorgen.
Sieht man sich die o.g. Forenbeiträge etwas näher an, dass es wohl auch einen Trend zur „alternativen Umgehung“ des Klebeverbots mit Tuning gibt. So ist das Tuning mit Paraffin und Grillanzünder sowie Mandelöl und Olivenöl eine billige Sache und die Tuningergebnisse scheinen auch gut zu sein. Zudem ist diese illegale Machenschaft durch Enez und Co. nicht nachweisbar.
Der Tischtennisverband dürfte kaum Chancen haben diese Entwicklungen zu bremsen. Im Spitzensport ist dies in Sachen Frischkleben gelungen. Beim Tuning der Beläge tut man sich aber auch dort sehr schwer und behilft sich mit der Messung der maximalen Schlägerdicke (siehe Materialkontrolle bei der Tischtennis-WM 2009 in Yokohama). Dagegen wird in unteren Ligen wohl weiter geklebt. Und einige Spieler sind zum Tunen mit Produkten übergegangen, die auch der Verband und ITTF nicht verbieten können. Denn Oliven- und Mandelöl oder Grillanzünder wird es auch in Zukunft in reichlicher Menge geben.
Soll man nun wieder alles – auch die glatten langen Noppen – wieder erlauben? Lasst euren Gedanken freien Lauf und nutzt die Kommentarfunktion.
Man könnte alles zulassen, was nicht gesundheitsschädlich ist. Ich befürchte, dass Tischtennis dann nicht mehr spielbar sein wird. Bereits jetzt sind schöne Ballwechsel die Ausnahme und die meisten Spiele langweilig.
Jörgen Person im Interview: Tischtennisspiel? Welches Spiel? Aufschlag und drauf. Das war´s.
Hallo Rudi,
genau dieses Aufschlag und drauf hat uns viel Sympathie für unseren Sport gekostet. Mit vielen Maßnahmen (größerer Ball, Satz bis 11, Verkleinerung der Mannschaftsgröße und anderes Spielsystem in der Bundesliga, Verbot von glatten Noppen und Frischklebern, etc.) haben der DTTB und die ITTF in den letzten Jahren sehr viel (kaputt) gemacht.
Nur wie will man die Zuschauer und Medien für unseren Sport begeistern, wenn schon die Sportler an der Basis im Änderungsdschungel teilweise überfordert sind und nach „alternativen Auswegen“ hinsichtlich Frischkleber und Tuner suchen?
Der Ansatz alles ist erlaubt, solange es gesundheitsunschädlich ist, hört sich interessant an. Damit dürften wir aber ähnlich wie im Doping schnell Listen von gesundheitsschädlichen Substanzen haben, die dann wieder keiner überprüfen kann.
Es stellt sich daher aus meiner Sicht weiterhin die Frage: Doch wieder alles freigeben?
Gibt man alles frei, so signalisiert man „alles ist ungefährlich“. Mittlerweile weiß man, was in den berüchtigten „Ostblockklebern“ so alles drin war. Das Dreckzeug belastet Unbeteiligte z.B. Kinder. Der Gedanke behagt mir nicht. Wo wäre die Grenze?
Also die Grenze wären dann wohl alle schadstoffbelasteten Materialien. Analog den Textilien könnte man ggf. die DIN EN ISO/IEC 17025 anwenden und alles andere freigeben.
Ich denke wir drehen uns hier – wie auch ITTF und DTTB – im Kreis. Da bleibt wohl nur noch ein Einheitsschläger für alle Spieler. Der Heimverein stellt diesen und vor dem Spiel werden die Schläger zu gelost. Damit macht das Tunen, Frischkleben, etc. keinen Sinn mehr, da es der Gegner schnell mitbekommt. 😉
Diese Idee wird aber am Veto der Tischtennisindustrie und -händler scheitern! 👿
Eben! Gäbe es eine einfache Lösung, so wären schon andere darauf gekommen.
Wie beim Doping wird das Wettrüsten in alle Ewigkeit weitergehen. Folglich wird das Material teurer.
Vor Jahren wurde die Versiegelung der Schwämme diskutiert. Das hätte bei den damaligen technischen Möglichkeiten den Speed zu sehr reduziert. Die Idee wurde nicht weiter verfolgt.
Also die Versiegelung der Schwämme wäre sicher ein interessanter Ansatz gegen das Frischkleben und Tunen. Denn wenn keine Substanzen in den Schwamm eindringen können, so machen beide Methoden keinen Sinn.
Und hinsichtlich Reduzierung des Speeds sind wir doch genau da, wo wir eigentlich hin wollen. Das Spiel ist zu schnell und für den „normalen“ Zuschauer wenig nachvollziehbar. Wo sind denn die schönen Topspin-Rallyes oder das Spiel Angriff gegen Verteidigung geblieben? Aufschlag und Schuss, da fahre ich doch keine weiten Strecken zum nächsten Bundesligaspiel…
Verbände und Spieler fürchten, eine Verlangsamung könnte die Ranglisten auf den Kopf stellen. An den Erfolgen der Spieler hängt häufig die Finanzierung der Verbände. Daher wird es höchstens zu halbherzigen, unkontrollierbaren Änderungen kommen, die dann zurecht als wirkungslos kritisiert werden.
Also mit der Vogel-Strauß-Taktik kommen wir im Tischtennis nicht voran. Solange die Chinesen das Spiel dominieren, wäre etwas mehr Mut für Veränderungen angebracht. Denn zu verlieren hat der Rest der Welt eh nichts mehr.